100. Geburtstag gepflegt gefeiert

medbo Pflegeschulen begrüßen am Tag der offenen Tür 350 Besucher

Regensburg, den 15.05.2023 Eine runde Sache: Die medbo Pflegeschulen feierten vergangenen Samstag ihren einhundertsten Geburtstag. Am Tag der offenen Tür präsentierten Lehrkräfte, Auszubildende und ehemalige Absolventen den Lern- und Lehralltag genauso wie die Perspektiven nach dem erfolgreichen Staatsexamen als Pflegefachkraft. Pünktlich um 10 Uhr eröffnete Harald Rzychon die Geburtstagsfeier: „Dass sich in den letzten hundert Jahren bei uns einiges getan hat, liegt auf der Hand“, sagte der Schulleiter. „Ich kann Ihnen dennoch versprechen: Sie werden überrascht sein, wie die Pflegeausbildung heutzutage tatsächlich aussieht!“ Mit diesem Spannungsbogen wünschten Rzychon und sein Team viel Spaß bei der Entdeckungstour durch das Schulhaus. Das ließen sich die rund 350 Besucherinnen und Besucher nicht zweimal sagen. Denn die Info-Stände, die Bildergalerie „Pflegeausbildung damals und heute“ und das Fingerfood in der Aula waren erst der Anfang. Und schließlich wollten sich viele auch auf das medbo Quiz vorbereiten, bei dem es Getränke- & Essensmarken für den Dult-Besuch danach zu gewinnen gab.

Ein besonderer Übungspatient
Los ging’s am Geburtstags-Erlebnisparcours im Skills Lab. Dort wartete Lehrkraft Dominik Schrembs mit seinen Kolleginnen und Kollegen und einem besonderen Patienten auf die neugierigen Besucher. Schnell wurde klar: Hinter der Dummy-Puppe versteckt sich mehr, als sie auf den ersten Blick verrät. „Nämlich eine ganze Menge Technik“, betont Schrembs. Mit der sogenannten High-Fidelity-Puppe können verschiedene Pflege- und Behandlungssituationen simuliert werden, die sonst im Praxisalltag auf Station kaum planbar wären. „Wir können der Puppe über ein Mirko vom Regie-Raum nebenan eine Stimme geben. Oder die Vitalwerte beeinflussen.“ Wenn mitten im Verbandswechsel ein Angehöriger noch etwas Dringendes wissen will und obendrein noch der Blutdruck des Patienten fällt, heißt es Ruhe bewahren. „Sonst gibt es für jede Simulation ein Drehbuch, auf das verzichten wir heute aber“, so Schrembs. Schnell war das Übungsbett umringt von interessierten Nachwuchs-Pflegern, die mithilfe der Anweisungen aus der Regie ihren ersten Patienten versorgten. „Schon echt raffiniert, wie Technik die Praxis in die Schule holen kann“, sagte eine begeisterte Mutter, die sich mit ihrer Tochter über den Pflegeberuf informieren wollte.

Den ersten Rausch erleben
Ähnlich praktisch ging es auch in den Themenräumen zu Medizin und Pflege zu. Für besonders viele Lacher sorgte hier der Suchtparcours. Spezielle Rauschbrillen machten deutlich, wie sich 0,8 bis 1,3 Promille auf Wahrnehmung und Koordination auswirken können. Die Gegenstände wirken weiter entfernt, das Sehvermögen wird geschwächt und das Gleichgewicht aus dem Lot gebracht. In diesem „Zustand“ wurden Dosenwerfen, Hindernisparcours oder Balance-Pfad zu ganz besonderen Herausforderungen. Eine Station weiter sorgte GERT - Gerontologischer Simulator - für ähnliche Erlebnisse. Ein Anzug, der seinen Träger innerhalb weniger Sekunden um viele Jahre altern lässt. „Meine Beine und Arme sind total schwer geworden. Allein Treppensteigen hat mich ganz schön angestrengt“, berichtet eine Schülerin, die sichtlich froh war, den GERT wieder von den Schultern zu haben. Nebenan wurden Blutdruck, Puls und Blutzucker gemessen während sich andere am Live-Sezieren von echten Schweineorganen versuchten.

In die Zukunft blicken
Ein weiteres Highlight war das Gesprächsforum „Karrierewege in der Pflege“. Hier berichteten erfahrende Pflegekräfte, wie es ihnen nach ihrer Ausbildung ergangen ist. Zum Beispiel Johannes Lichtenegger. Der 21-Jährige hat erst seine Pflegeausbildung 2020 bei der medbo erfolgreich abgeschlossen. Doch dem Klassenzimmer hat er den Rücken nicht gekehrt. Heute studiert er nebenberuflich Pflegepädagogik und steht als Trainee-Lehrkraft vor den Pflege-Klassen. „Vom Schüler zum Lehrer war für mich natürlich ein großer Schritt“, sagt er, „aber ich war von der Ausbildung so begeistert, dass ich sie jetzt gerne mitgestalten und vor allem mit weiter entwickeln möchte.“ Auch seine Kollegin Steffi Meyer möchte gestalten und entwickeln. Für sie steht aber ihr Stationsteam im Fokus. „Mich hat es in die Führung verschlagen“, sagt die 37-jährige. Aktuell macht sie ihren Bachelor-Abschluss in Management in Gesundheitsberufen. „Ich bin stellvertretende Stationsleitung in der Erwachsenenpsychiatrie. Kurz gesagt, weil es mir gut geht, wenn es meinen Kolleginnen und Kollegen gut geht.“ Nicole Ehemann reizte dahingegen der Schritt in die Fachkarriere, den sie vor zwei Jahren getan hatte: „Ich habe damals den Bewerbungsaufruf der medbo gelesen und meine Bewerbung war im Kopf eigentlich schon fertig und verschickt“, sagt die 26-jährige. Der Studiengang B.Sc. Psychiatrische Pflege an der Hochschule Döpfer wird nicht nur von der medbo gefördert, sondern wurde auch inhaltlich von der medbo mit entwickelt. Ihr Herz schlägt für die Patientenversorgung, für deren Weiterentwicklung sie einen persönlichen und gleichzeitig wissenschaftlich-fundierten Beitrag leisten möchte. „Und nicht zuletzt konnte ich durch die Pflegeausbildung das Studium auf fünf Semester verkürzen“, so Ehemann.

Um 14 Uhr ging der Tag der offenen Tür langsam zu Ende. „Ich bin wirklich sehr stolz, was die Kollegen und Schüler heute alles geboten haben“, sagt Harald Rzychon. „Für mich hätten wir unseren Geburtstag nicht besser feiern können.“ Schließlich wird man ja nicht alle Tage 100 Jahre alt. 

Pflegeausbildung damals und heute

  • Bis ins frühe 20. Jahrhundert 
    hatte das Pflegepersonal in Nervenheilanstalten vorrangig eine Aufsichts- und Überwachungsfunktion. Das "Job"-Profil war das einer erfahrenen Dienstmagd beziehungsweise eines aus dem Militärdienst entlassenen Mannes.
  • Im Jahr 1923 
    gründete der damalige Direktor der Nervenheilanstalt Karthaus-Prüll zu Regensburg, Dr. Karl Eisen, eine entsprechende Pflegeschule - die erste in der Oberpfalz. Er erkannte die Notwendigkeit, das "Wartpersonal" pflegerisch und in medizinischen Grundkenntnissen zu schulen. Von da an wurden Frauen und Männer an der Heil- und Pflegeanstalt Regensburg während einer 18-monatigen Ausbildungszeit zu Krankenschwestern und -pflegern ausgebildet.
  • Ab 1948 
    wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen, nachdem er während der Zeit des Nationalsozialismus zum Erliegen kam. Seitdem begann jährlich ein neuer Krankenpflegekurs, anfangs mit einer, ab den 1970er Jahren mit zwei Klassen. Neben den dreijährigen Krankenpflegekursen wurden zeitweise immer wieder auch Krankenpflegehilfekurse mit kürzerer Dauer angeboten.
  • 2023 
    feiern die medbo Pflegeschulen ihr 100jähriges Bestehen. Mit insgesamt 250 Ausbildungsplätzen sind sie heute eines der größten und modernsten  Ausbildungszentren in der Oberpfalz. Sie sind nicht nur in Sachten technischer Ausstattung Vorreiter, sondern auch bei den Themen Akademisierung der Pflegeberufe ebenso wie Internationalisierung.