Wenn Sie etwas älter sind, dann erinnern Sie sich bestimmt noch an die US-amerikanische TV-Serie „Das A-Team“. Das war sozusagen eine schnelle Einsatz-Truppe, die immer gerufen wurde, wenn es a) brannte oder b) niemandem sonst eine Lösung einfiel. So ein Team hat die medbo auch am Start!
Über die Standorte Wöllershof mit den dort ansässigen psychiatrischen Fachkliniken des Bezirksklinikums, den medbo Pflege- und Wohnheimen, sowie Weiden, wo derzeit eine große Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (KJPP) entsteht, versorgt die medbo die Nordoberpfalz: im medboversum eine der am schnellsten wachsenden Versorgungsregionen. Und hier trifft etwas aufeinander, was in der medbo Welt typisch ist: Alte Bausubstanz und niegelnagelneue gleich daneben … All das muss geplant, gebaut, gewartet und irgendwann auch mal repariert werden.
Christof Müller ist studierter Architekt und gehört in dieser Funktion zu den Projektplanern der medbo Bauabteilung. Zumindest mit dem einen Bein. Mit dem anderen ist er als Leiter Technik Nordoberpfalz für Instandsetzung und infrastrukturelle Fragen an den Standorten Wöllershof und Weiden zuständig. Und hier kommt das A-Team aus Wöllershof ins Spiel, mit dem ich einen Tag lang mitlaufen werde …
Christof Müller und ich haben uns frühmorgens an der KJPP-Baustelle in Weiden verabredet. Er will mir die Anlage zeigen und dann darf ich beim wöchentlichen Koordinationsmeeting mit dem Architekturbüro und den Capos der einzelnen Gewerke dabei sein. Das Baugelände befindet sich, wie so oft bei Klinikbauten der medbo außerhalb der großen Bezirkskliniken, gleich in unmittelbarer Nachbarschaft der ortsansässigen Krankenhäuser. Hier in Weiden sind das die Kliniken Nordoberpfalz. „Das ist auch logisch“, meint Christof Müller“, „denn auf diese Weise können wir, falls nötig, bei der Patientenversorgung auch auf somatische Medizin zugreifen. Aber die logistischen Leistungen wie die Speisenversorgung stellen wir schon selber über unser Bezirksklinikum in Wöllershof auf die Beine. Das ist ja nur knapp zehn Kilometer entfernt“.
Eine große Nummer alles in allem, denn allein mit 32 stationären Betten wird die Weidener Klinik schon ein Schwergewicht sein. Eine Ambulanz, die Schule für Kranke mit mehreren Klassenzimmern sowie 18 tagesklinische Plätze kommen noch dazu. Klingt für den Laien nach nicht vielen Betten, aber in den psychiatrischen Fachbereichen betragen die Verweildauern der Patienten nicht nur ein paar Tage, sondern eher ein paar Wochen – und minderjährige Patienten müssen dann halt auch beschult werden.
An der Baustelle hat bereits der Innenausbau begonnen, zumindest in den unteren Stockwerken des dreigeschossigen Baus. „Heute gab es schon eine Katastrophennachricht. Ein Handwerksbetrieb hat Insolvenz anmelden müssen“, erzählt Müller. Es sei schon das dritte Unternehmen beim KJPP-Projekt, das wegfällt. Ich möchte wissen, warum. „Das passiert leider immer öfter, dass Großkunden von kleinen oder mittleren Betrieben ausfallen oder einfach nicht zahlen. Dann ist eine kleine Firma schnell am finanziellen Limit“.
Jedes Mal müssten er als Bauherren-Vertreter und die Architekten, die in Weiden gleichzeitig die Bauleitung haben, alle Register ziehen, um die drohenden Ausfälle und Projektverzögerungen zu kompensieren. Denn der Inbetriebnahmetermin für Weiden steht. Unverrückbar. Christof Müller meint, dass man als Projektleiter im Bauwesen ein großes Netzwerk an Partnern und Firmen haben und mit diesen fair umgehen müsse. „Dann ist das ein Netz, das einen in solchen Fällen auffängt. Aber momentan arbeiten die meisten Firmen Oberkante-Unterlippe. So mir-nichts-dir-nichts wird erstmal niemand Zeit haben.“ Aber eine mögliche Lösung hat er in der Hinterhand – und zwinkert. Er bespricht das später noch mit den Architekten.
„Krankenhäuser bauen ist überhaupt eine komplizierte Geschichte. Zuerst muss der Versorgungsbedarf in einer Region vom Freistaat Bayern festgestellt werden. Schon da schreibt die medbo Konzepte und Anträge noch und nöcher. Dann geht es in eine vorläufige Planungsphase, wo wir trotzdem schon ziemlich konkret werden müssen: Wir müssen zum Beispiel den Bauplatz spezifizieren“, so Projektleiter Müller. Meist liefen hier auch schon die ersten Ausschreibungen, etwa die Suche nach einem Architekturbüro und anderen Dienstleistern. Denn auch das bauliche Konzept müsse die medbo bereits in der Planungsphase recht detailliert vorstellen können.
Christof Müller: „Danach wartet man auf den Bescheid durch das bayerische Gesundheitsministerium beziehungsweise der zuständigen Mittelbehörde. Da sehen wir zum ersten Mal genau, was die medbo und der Bezirk noch selbst finanziell stemmen müssen.“ Das alles brauche in der Regel acht bis zehn Jahre bis zur Inbetriebnahme eines Klinikneubaus. „Oje“ denke ich mir.
Auf unserem Weg durch den Bau treffen wir schon viele Vorarbeiter an, mit denen Christof Müller sich kurz austauscht. Die Bodenleger kommen derzeit gut voran. Der Multifunktionsboden in der Mehrzweckhalle, in der später auch Sport gemacht wird, wird gerade geklebt. Die Fliesenleger wissen nicht, ob sie zuerst die Technikräume der EDV fliesen sollen oder die Bäder im zweiten Stock. Die Garten- und Landschaftsbauer sind da, denn langsam wird es Zeit, die Außenanlagen anzugehen. Vor allem den großen Spielplatz, der zu jedem medbo KJPP-Standort gehört. Aber es liegt noch viel zu viel „Zeug“ im künftigen Garten rum: Schweres Gerät wie Minibagger ist geparkt, alle möglichen Materialien sind dort gelagert und es stehen noch etliche Baucontainer im Weg. Christof Müller nimmt alle Fragen mit in das Wochenmeeting.
Es findet in einem Container statt. Ein großer Tisch, viele Stühle sowie ein Beamer mit Leinwand sind darin. Und gottseidank auch eine Heizung, denn an diesem Herbsttag ist es eiskalt in der Nordoberpfalz. „Wir können in den nächsten Tagen den provisorischen Konferenzraum in beziehbare Räume der Klinik verlegen. Da freuen wir uns alle darauf“, erzählt die Architektin, die zusammen mit einem Kollegen das Architekturbüro vertritt. Sie leitet auch das Meeting. Die Vorarbeiter und manchmal auch die Inhaber der Dienstleistungsunternehmen, die gerade im Bau beschäftigt sind, sitzen mit am Tisch.
Punkt für Punkt werden offene Fragen sowohl der Bauleitung als auch der einzelnen Gewerke besprochen. Dazu nutzt die Architektin eine Präsentation mit Bildern und dem Projektplan. Natürlich ist die Insolvenz ein Thema. Die Landschaftsbauer kommen zu Wort. Wer räumt die Außenanlagen auf und vor allem: wohin kann alles umgelagert werden? Technische Fragen aller Art, Umschichtungen im Projektplan und immer wieder Rücksprache mit Christof Müller, der manche Entscheidungen gleich trifft. Für manche muss er sich die Lage erst Mal vor Ort anschauen.
Ein solcher Vorort-Termin ist im Innenhof des künftigen Klinikgebäudes nötig. Da treffen zwei Funktionen aufeinander, die nicht unter einen Hut wollen. Zum einen ist der Innenhof Pausen- und Spielbereich für die jungen Patienten. Da soll es im Boden versenkte Trampoline und Tischtennis-Platten geben. Auf der anderen Seite ist der zum Garten hin geöffnete Hof auch ein Fluchtweg, der bestimmten Regularien unterliegt. Etwa Fluchtwegbeleuchtung. Und diese steht jetzt den Trampolinen im Weg. Es wird gemessen, diskutiert, wieder gemessen. Es dauert lang. Aber dann hat Christof Müller eine Idee, die beide konkurrierenden Gewerke zufriedenstellt. Jetzt muss geprüft werden, ob diese technisch umsetzbar ist. Der Elektriker und der Fassadenbauer werden dazu geholt.
Beim Meeting war schon Thomas Pfeil von Christof Müllers Wöllershofer Team dabei. Er vertritt Müller fallweise am Weidener Bau und sollte projekttechnisch immer auch auf dem Laufenden sein. Ihn kenne ich also schon, als Christof Müller und ich mittags Richtung Bezirksklinikum aufbrechen, um seine Leute zu treffen. Das Team nennt sich in Wöllershof „Werkstatt“. Werkstättenleiter ist Elektrikermeister Enrico Köllner und die Anlagenmechaniker Andreas Friedl und Michael Grötsch sowie Patrick Hopfner, der für die Medizintechnik zuständig ist, arbeiten hier. Zum Team gehören auch Josef Roth, der für die Themen Schließtechnik und Raumplanung zuständig ist, und Günther Siegert als Abfallwirtschaftsbeauftragter.
Christof Müller freut sich: „Wir haben uns ein spannendes Nachmittagsprogramm vorgenommen!“ – das heißt: Zuerst werde ich mir mit Enrico Köllner, Andreas Friedl und Michael Grötsch die Heizungssysteme des Bezirksklinikums anschauen. Wöllershof ist über hundert Jahre alt, sodass es spannende Relikte in Sachen Annodazumal im ehemaligen Kesselraum ebenso zu bestaunen gibt, wie die modernen Blockheizkraftwerke und vor allem die Geothermieanlage in HAUS 14.
Danach geht es in die Parkanlagen. Die Wasserqualität im Freiluft-Kneippbecken muss mehrmals wöchentlich geprüft werden. Das geschieht mit einem kleinen Messgerät. „Das Becken werden wir demnächst winterfest machen. Aber tatsächlich haben es einige Patienten bis vor ein paar Tagen noch genutzt“, erzählt Andreas Friedl.
Im angrenzenden HAUS 8, dem offen geführten psychiatrischen Pflegeheim, geht es dann in die Katakomben. Das Besondere an Wöllershof ist seine praktisch voll erhaltene Spätjugendstil-Anlage, die neben dem zentralen Verwaltungs- und Wirtschaftskomplex mehrere doppelstöckige, zweiflügelige Villen umfasst. „Pavillon-Bauweise“ nennt sich diese Gliederung, die um 1900 der letzte Schrei in Sachen psychiatrischer Versorgung war. Die Idee war hier, dass Patienten in kleinen Gruppen quasi wie eine Familie zusammenwohnen und betreut werden.
„Diese alten Jugendstil-Villen sind faszinierend. Alle massiv unterkellert. Purer Granit. Und vor allem: durch unterirdische Versorgungsgänge miteinander und mit dem zentralen Wirtschaftskomplex von Alt-Wöllershof verbunden“, so Enrico Köllner. Ab in die Katakomben also, in denen praktischerweise in der jüngeren Vergangenheit viele Versorgungssysteme – Heizungsrohre, Elektrokabel, Glasfaser etwa – verlegt wurden. Und es ist genügend Platz für Schaltkästen aller Art! Da muss nicht gebuddelt werden, wenn man einen Fehler oder Schaden sucht, denke ich. Aber eng sind die Gänge schon. Und niedrig! Ein bisserl gruselig auch …
Gruselig bleibt es. Auf dem Weg zum nächsten Ziel fällt mir ein, dass heute Halloween ist – der Tag vor Allerheiligen. Wie passend … Denn zum Wöllershofer Gelände gehört auch ein kleiner, romantischer Friedhof mit Aussegnungshalle. An einem sonnigen Herbsttag wie heute eigentlich ein wunderschöner, ruhiger Ort. Er liegt zwischen Park und Waldrand und stammt aus Zeiten, als das Personal samt Familien in und später um die “Nervenheilanstalt Wöllershof” herum gewohnt hat.
Zwischendrin war Wöllershof auch ein Lungensanatorium. Den Ort Reiserdorf, zu dem Wöllershof heute gehört, gab es damals quasi noch nicht. Also musste Wöllershof auch in Sachen Jenseits autark sein. Heute ist die Anlage nicht mehr in Nutzung, aber gut gepflegt. Die Kollegen schauen nach, ob in der kleinen Aussegnungshalle alles in Ordnung ist. Auch in den Pathologieraum nebenan – Stichwort Lungenklinik – werfen sie einen Blick. Schlösser werden geprüft, Lichtschalter mal an- und ausgeschaltet, nach feuchten Stellen und abgeplatztem Putz gesucht.
Danach geht es durch den herbstlichen Park zurück zur Werkstatt. Bunte Blätter fallen von den Bäumen. In rauen Mengen! „Ja, auch die entsorgen wir selbst, und zwar professionell. Wir unterstützen hier die Kollegen aus der Logistik, die für die Parkpflege verantwortlich sind“, erklärt mir Enrico Köllner.
Auf dem Rückweg schauen wir noch in der Medizintechnik bei Patrick Hopfner vorbei. Seine Werkstatt ist in HAUS 14, dem zentralen Klinikgebäude in Wöllershof. Er prüft gerade ein Patientenbett. „Die elektrische Hydraulik funktioniert nicht richtig“, erklärt er mir. Die Spezialbetten, die im Krankenhaus eingesetzt sind, sind heutzutage High-Tech. Aber Hopfner kümmert sich um andere Gerätschaften ebenfalls: „Im Prinzip alles rund um das Patientenbett, das mechanisch oder elektrisch funktioniert, aber nicht IT ist. Vom Rollstuhl bis zum Blutdruckmessgerät.“
„Nicht einfach ein A-Team – eigentlich ein A-bis-Z-Team,“ denke ich …