Die Alleskönner

Mein medbo Tag in der Medizintechnik

Die erste Abteilung, die ich als Praktikantin der medbo Kommunikation kennenlernen soll, um darüber zu berichten, ist die Medizintechnik. „Na, bravo – das wird ein kurzer Beitrag“, ist mein erster Gedanke; „wofür benötigt eine Psychiatrie denn bitte eine Abteilung für Medizintechnik?“ mein zweiter.

Mal ehrlich: Psychiatrie ist in erster Linie eine sprechende Disziplin. Ab und zu sieht man vielleicht einen Arzt vielleicht mit einem trivialen Stethoskop oder einem Blutdruckmessgerät hantieren. Und diese sind in ihrer Beschaffenheit nicht wirklich kompliziert. Doch dann fallen mir die technologisch sehr modern ausgestattete Neurologie am Bezirksklinikum und das Institut für Neuroradiologie ein. Eine eigene Abteilung für Medizintechnik scheint wohl doch nicht übertrieben.

Ich setze mich mit Thomas Schmid, Abteilungsleiter der Medizintechnik bei der medbo, in Verbindung. In erster Linie geht es um die Wartung vieler Geräte, die die medbo benötigt, erklärt Schmid. Bei manchen Anlagegütern besteht ein Wartungsvertrag mit der Herstellerfirma. Überwiegend können die medboeigenen Techniker die Wartung selber erledigen. Gesetzgeber oder Hersteller geben einen Zeitraum an, in dem die Wartung verschiedener Geräte erfolgen muss. Abgesehen davon ist der Wartungsplan frei gestaltbar. Im Liveticker des Stationswebs – also dem digitalen Informationsdienst auf den Stations-Computern – erinnert die Abteilung Medizintechnik die einzelnen Stationen an kommende Wartungen oder informiert über Neuerungen. Zum Beispiel fand Ende letzten Jahres ein Termin zur Nachkalibrierung mit der Herstellerfirma der Alcotests statt: Geräte, die gerade im Zentrum für Suchtmedizin täglich im Einsatz sind.

„Neben dem technischen braucht es auch den wirtschaftlichen Verstand“, erläutert Schmid. „Wir führen harte Verhandlungen mit unseren Anbietern. Natürlich versucht man bei der Neuanschaffung von Geräten den Preis zu senken. Nicht zu unterschätzen sind jedoch auch minimale Cent-Beträge, die bei größeren Anschaffungsmengen, vor allem bei den Verbrauchsgütern wie Blutzuckermessstreifen, zu Einsparungen von mehreren tausend Euro führen können.“ Im Klartext: Kleinvieh macht auch Mist. Das ist Wasser auf die Mühlen meines wirtschaftlichen Sachverstands und plötzlich bekommt die Medizintechnik einen ganz anderen Stellenwert in meiner Vorstellung.

Ziel: Der grüne Sticker

Aber jetzt ab in die Praxis! Auf Station 23 C im Zentrum für Altersmedizin muss ein Ultraschallgerät überprüft werden

Die Wartung beginnt mit dem Test des Ultraschallkopfes. Indem man einen Schraubenzieher über die Oberfläche des Kopfes zieht, kann man feststellen, ob die Kristalle richtig liegen. Wird der Schraubenzieher als durchgehender Strich auf dem Bildschirm angezeigt, ist alles in Ordnung. Ein Ultraschallgerät kann allerdings deutlich mehr als nur Bilder von Schraubenziehern oder unserem Körper zeigen. Der Blutzu- und -abfluss kann zum Beispiel dargestellt werden. In solchen Fällen ist der Medizintechniker immer sein eigener Proband. Geübt legt Thomas Schmid den Schallkopf an seinem Hals an und erklärt mir, wo auf dem Bildschirm die Halsschlagader oder die Stimmbänder zu erkennen sind.

Zum technischen und wirtschaftlichem Verständnis kommt also auch ein medizinisches Grundverständnis dazu. „Die Medizintechniker sind schon ein wenig wie eierlegende Wollmilchschweine“, stelle ich laut fest. „Das nehme ich als Kompliment“, lacht Schmid. Da doppelt bekanntlich besser hält, überprüfe ich mit dem Ultraschallgerät auch noch meine eigenen Stimmbänder. Gemeinsam können Abteilungsleiter Schmid und ich feststellen: soweit ist das Ultraschallgerät funktionstüchtig.

Als letztes wird das Gerät an den Messkoffer, der die elektrische Sicherheit prüft, angeschlossen. Das Besondere daran: Die Überprüfung erfolgt vollkommen papierlos. Diese umweltfreundliche Ergebnisdokumentation ist auch der Grund, warum ich kein Foto meiner Stimmbänder ausdrucken kann, da auch die Patientendaten (natürlich zu 100 % geschützt) größtenteils digital weiterverarbeitet werden.

Zuletzt erfolgt die Sichtprüfung: Hat das Kabel einen Knick? Sind die Luftfilter sauber? Irgendwelche Schrauben locker? Nein, es ist alles gut und das Gerät kann weiter genutzt werden. Ich darf den grünen „Geprüft“-Aufkleber anbringen. Die nächste Wartung erfolgt dann wieder in einem Jahr.

Berufswunsch Medizintechniker

Auf dem Weg zurück ins Büro erfahre ich ein bisschen mehr über die Organisation der Medizintechnik bei der medbo und den Werdegang zum Medizintechniker. Thomas Schmid, Wolfgang Buron und Johannes Weitzenbeck sind die Medizintechniker in Regensburg, kümmern sich aber um alle Standorte außer Wöllershof. Dort hat Enrico Köllner die Stelle inne.

2002 wurde die Abteilung Medizintechnik eingeführt. Seitdem werden kontinuierlich neue Geräte angeschafft und das Arbeitsfeld der Medizintechniker wächst stetig. Schmid kümmert sich viel um die wirtschaftlichen Aspekte der Abteilung. Er hatte zuerst Radio- und Fernsehtechniker gelernt, denn eine berufliche Ausbildung zum Medizintechniker gibt es nicht. In Bayern wird sie jedoch als Zusatzausbildung an der Fachakademie für Medizintechnik an der Maschinenbauschule Ansbach angeboten. Diesen Weg über eine technische Ausbildung muss also jeder künftige Medizintechniker gehen. Wolfgang Buron hatte ursprünglich eine Ausbildung zum Energieanlagenelektroniker absolviert und kümmert sich bei der medbo vor allem um den reibungslosen technischen Ablauf des Monitorings in der Neurologie und der Neurologischen Rehabilitation.

Schmid und Buron sind auch Medizinprodukteberater. Wenn ein neues Gerät, ganz gleich ob Blutzuckermessgerät oder Defibrilator, angeschafft wird, können sie alle Mitarbeiter, die damit arbeiten müssen, schulen. Ein externer Dienstleister wird nicht mehr benötigt. Das Medizinproduktegesetzt schreibt vor, dass keine Nutzung ohne vorherige Geräteschulung erfolgen darf. Das Knifflige an der Sache: Für jeden Gerätetyp wird eine extra Schulung benötigt. Zwar sind Elektrokardiograph A (EKG) und EKG B in ihren grundlegenden Funktionen gleich, aber es werden zwei Schulungen benötigt, da es unterschiedliche Gerätetypen sind. Deswegen wird bei Anschaffungen immer auf einen einheitlichen Typ geachtet.

Johannes Weitzenbeck kümmert sich als gelernter Mechatroniker um alles Mechanische. Dazu zählen die Rollstühle, Therapieliegen und besonders die Patienten-Betten. Auf meinen verdutzten Blick hin erklärt Weitzenbeck, welche Anforderungenan so ein Krankenbett gestellt werden. Dazu gehört nicht nur, dass es höhenverstellbar ist. Es muss an das gesamte Krankheitsbild des Patienten anpassbar und in der Bedienung sicher sein, damit keine Gefahr für den Patienten besteht.

Saubere Dokumentation: Das A und O

Zurück im Büro schließen wir den Messkoffer an der Dockingstation des Auswertungscomputers an. Die Messergebnisse des Ultraschallgeräts werden nun ausgelesen und ins EDV-System übertragen. Zusätzlich wird eine Auftragsbestätigung erstellt. Darin ist genau dokumentiert, wer sich wann wie lange um welches Gerät gekümmert hat. Das sind auch wichtige Informationen für das Qualitätsmanagement der medbo. Beim letzten Audit hat die medbo im Bereich Medizintechnik aufgrund der zuverlässigen und vor allem hochwertigen Eigenleistung mit „Sehr gut“ abgeschnitten.

Nachmittags begleite ich Wolfgang Buron bei seinem sicherheitstechnischen Kontrollgang in der Neuro-Reha. Auch bei den Elektromyografiegeräten (EMG-Gerät), mit denen man elektrische Muskelaktivität misst, gilt wieder: Der Medizintechniker ist sein eigener Proband oder aber die Praktikantin, die ihn begleitet. Mein Arm zuckt, das Gerät weist keine äußeren Schäden auf und die Messungen liegen im Normbereich. Nach diesem Ablauf werden mehrere Geräte getestet und alle sind in Ordnung. Natürlich darf der „Geprüft“-Aufkleber nicht fehlen. Schließlich tauschen wir noch einen Monitor, den Buron repariert hatte, aus und überprüfen die Geräte, die keinen festgeschriebenen Wartungsblock haben, wie das Elektrokardiogramm (EKG) oder die Liegen in den Behandlungszimmern.

Inzwischen ist es Nachmittag geworden und ich bin schwer beeindruckt vom Aufgabenfeld der Medizintechnik. Die Bereiche Medizin, Wirtschaft und Technik wirken so, als könnte man sie nicht unter einen Hut bekommen: Die Medizintechniker der medbo aber meistern dies mit Bravour.