Sophia packt mit an

Einen Tag lang Freiwilliges Soziales Jahr: Mein medbo Tag im Windschatten von FSJ-Mitarbeiterin Sophia.

Jedes Jahr melden sich in Deutschland Tausende junge Erwachsene unter 27 Jahren zur Unterstützung in sozialen oder kulturellen Einrichtungen. Viele nutzen dieses Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) als berufliche Orientierung. Zu ihnen gehört auch Sophia Burzler, die während ihres FSJ das Ergotherapeutenteam des Regensburger Zentrums für Neurologische Rehabilitation (Neuro-Reha) verstärkt.

Seit acht Monaten arbeitet Sophia Burzler jetzt schon in der Ergotherapie. „Jeder Tag ist neu“, sagt die junge Regensburgerin. Heute startet Sophia früh und unterstützt bei der Morgenpflege. Gemeinsam mit Patient Hermann Probst (Name geändert) arbeiten sich Ergotherapeutin Verena Auhuber und Sophia durch jeden Teil der Morgenpflege, angefangen beim Waschen bis hin zum Haare kämmen. Probst hatte einen Schlaganfall und kämpft mit einer halbseitigen Lähmung. In der Ergotherapie lernt er Fertigkeiten, die für Gesunde trivial sind: Zähneputzen, ein Butterbrot schmieren oder eben sich die Haare kämmen.

Hilfe zur Selbsthilfe

Die Ergotherapie ist Hilfe zur Selbsthilfe. „Ich musste am Anfang lernen, dass den Patient:innen nicht geholfen ist, wenn ich etwas für sie mache“, erinnert sich Sophia. „Mein erster Impuls war immer, beim ersten ‚Bitte‘ gleich einzuspringen und jeden Handgriff abzunehmen. Aber Mitleid hilft hier nicht. So werden die Patient:innen nur von der Hilfe anderer abhängig und das ist nicht das Ziel der Neuro-Rehabilitation.“

Ein Job mit Verantwortung

Sophia unterstützt die Ergotherapie nach Kräften. Sie begleitet Patient:innen durch den Tag oder führt selbst kleinere Übungen mit ihnen durch. Besonders interessant findet Sophia die Spiegelmethode: Hermann Probst liegt mit der gesunden Seite seines Körpers in Blickrichtung eines Spiegels. Er führt verschiedene Bewegungen durch und beobachtet sich dabei selbst im Spiegel. Durch die Spiegelung sieht es dabei aus, als ob sich die gelähmte oder schmerzhafte Extremität normal und beschwerdefrei bewegt. Die Motorik, Sensorik und das Körperschema können sich dadurch verbessern, außerdem kann es zu einer Schmerzreduktion kommen. Die Verteilung der Therapiepläne an die Patient:innen gehört ebenfalls zu Sophias täglichen Aufgaben. „Struktur im Alltag ist wichtig – sie gibt Sicherheit“, erklärt FSJlerin Sophia.

Der Schlüssel zum Erfolg

Dann steht MOTOmed auf Sophias Tagesplan. Das MOTOmed ist im Prinzip ein halbes Fahrrad ohne Sattel, bei dem die Patient:innen aus dem Rollstuhl heraus kräftig üben können. Herr Probst radelt angestrengt und schafft einige Hundert Meter. „Das ist wie Fahrradfahren – das verlernt man nicht“ – der Spruch wird hier eindeutig widerlegt. Etwas, das man als Kind erlernt hat und einem in Fleisch und Blut übergegangen ist, völlig neu zu lernen, ist eine wirklich starke Leistung. Vor allem kognitiv – es braucht einen starken Willen. Sophia nickt. „Jeder noch so kleine Schritt ist ein echter Erfolg. Die Patient:innen müssen hier Geduld haben. Und dranbleiben!“ sagt sie.

Ausbildung: Die Mischung macht's

Schon vor ihrem FSJ liebäugelte Sophia mit der Ausbildung zur Ergotherapeutin. Während ihrer Zeit bei der medbo hat sich ihr Entschluss gefestigt. Sie hat sich schon informiert: Im ersten Jahr der Ausbildung findet viel Theorie statt, aber immer mit Praxisrelevanz. „Vielleicht setzte ich später noch die Ausbildung zur Physiotherapeutin oben drauf“, überlegt Sophia, als wir einen weiteren Patienten zum MOTOmed abholen. „Aber grundsätzlich bin ich eher der handwerklich-kreative Typ.

Auflauf und Apfelküchlein

Deshalb mag Sophia auch die Kochgruppe so gerne. Auf dem Plan stehen heute Brokkoli-Gnocchi-Auflauf und Apfelküchlein. Die Rezepte suchen sich die Patient:innen selbst aus. Ich muss zugeben: Mit gesunden zwei Armen und Händen koche ich deutlich einfacher! Aber die Patient:innen sind mit Spaß und vollem Einsatz dabei. Sieglinde Kraml (Name geändert) ist Patientin auf der weiterführenden Station der Neuro-Reha. Hochkonzentriert klemmt sie einen Apfel auf dem Einhandbrett fest. Das ist ein gewöhnliches Schneidebrett mit spitzen Nägeln auf einer Seite, die das Wegrutschen von Lebensmitteln beim Schneiden oder Schälen verhindern.

Ausdauer und Geduld

„Nur weil ich meine linke Hand nicht mehr bewegen kann, heißt das nicht, dass ich nicht mehr kochen kann!“, stellt Sieglinde Kraml fest. Sie erzählt mir, dass sie gelernte Hauswirtschafterin ist und wegen ihrer Beeinträchtigung nicht vorhat, plötzlich mit dem Kochen aufzuhören. Auch das ist ein wichtiger Aspekt der Ergotherapie: Was braucht die Person, um in ihrem Alltag bestmöglich zurechtzukommen und somit eine größtmögliche Selbstständigkeit zu erreichen?

Mensch sein und Mensch bleiben

In der Ergotherapie verbringt man viel Zeit miteinander. Man lernt die Patient:innen als Menschen kennen. Für Sophia ist die Arbeit mit Menschen ein weiterer wichtiger Punkt, warum sie sich für die Ergotherapie entschieden hat. „Ich kann Menschen auf ihrem Weg in einen neuen Alltag nach der Klinik begleiten. Das gibt mir selbst eine ganze Menge.“

Aufgepasst!

Der medbo Arbeitsschützer Enoch Lemcke und Stationsleiter Alois Werner – Kennzeichen: Gelbe Warnwesten – übernehmen die Überwachung der Geimpften in der Mehrzweckhalle. Alle Impflinge haben bei der Anmeldung einen Laufzettel bekommen, der von Station zu Station im Impfprozess ausgefüllt wird: Der letzte Punkt ist der Eintrag der „Ruhezeit“ durch Enoch Lemcke und Alois Werner, die den Laufzettel dann auch zu den Akten nehmen: Der letzte Akt, sozusagen.

Wenn in Folge der Impfung dennoch etwas passieren sollte, hat Dr. Steffling auch dafür Vorsorge getroffen: Typisch Notärztin. Im Hörsaalgebäude ist ein richtiger kleiner Schockraum eingerichtet, mit drei Behandlungsliegen und Technik zur Vitalwertemessung. Gebraucht wurde er bislang noch nicht.

FSJ bei der medbo

Sophia hatte von den FSJ-Stellen bei der medbo über eine Bekannte erfahren. 45 freie FSJ-Stellen hat die medbo im kommenden Jahr – nicht nur in Regensburg, sondern oberpfalzweit. In der Neurologischen Rehabilitation gibt es wieder Plätze im therapeutischen Bereich, aber auch in der Pflege. Man kann auch ein Jahr lang die Teams der Neurologie, der Erwachsenen-, aber natürlich auch der Kinder- und Jugendpsychiatrie unterstützen.

Weitere Infos gibt es unter www.medbo.de/schueler.

 

Bildnachweis: Daniela Plößner