Nach sieben Jahren als Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am medbo Bezirksklinikum Regensburg wurde Prof. Dr. Romuald Brunner nun offiziell verabschiedet. Über 150 Gäste aus Politik, Wissenschaft, Versorgung und Klinikleitung kamen zu diesem Anlass zusammen – um seine Arbeit für Klinik, Forschung und Lehre zu würden. Und um Danke zu sagen für sieben Jahre gelebte Verantwortung.
Vom Leerstuhl zum Lehrstuhl
„Sie haben sich nie in den Vordergrund gestellt – aber Sie haben die Dinge vorangebracht“, sagte Dr. Helmut Hausner, medbo-Vorstand, in seiner Eröffnungsrede. Er erinnerte daran, mit welchen Rahmenbedingungen Prof. Brunner 2018 zur medbo kam: Einer gut funktionierenden Klinik, die sich im baulichen Umbruch befand – und einem universitären Lehrstuhl, der außer zwei leeren Räumen noch nichts hatte. „Vom Leerstuhl zum Lehrstuhl – und vom Neubau zur Neustrukturierung: Sie haben nicht nur übernommen, was fertig war. Sondern gestaltet, was im Entstehen war“, so Hausner.
Löffler: „Ein Mensch mit Haltung!“
Dass mit Brunner kein typischer Funktionsträger verabschiedet wurde, sondern ein Mensch mit Haltung, betonte auch Bezirkstagspräsident Franz Löffler, der die Laudatio hielt. Brunner habe die Aufgaben nie als reine Verwaltung verstanden, sondern „Verantwortung als Präsenz in Echtzeit“ gelebt – auf Station, in Gremien, im Team. Vor allem aber sei er „da gewesen, wenn es brannte“, habe „zugehört, wenn es laut wurde“ – und dabei Medizin, Forschung und Lehre nie getrennt, sondern als Einheit gedacht. „Forschung war für Sie nie Selbstzweck. Sondern ein Weg, Versorgung besser zu machen – für die jungen Menschen, die unsere Hilfe brauchen.“
Studie: Jedes fünfte Kind seelisch belastet
Tatsächlich ist die Zahl psychisch erkrankter Kinder und Jugendlicher in den letzten Jahren deutlich gestiegen – in der Oberpfalz, in Bayern und bundesweit. In einer aktuellen Studie hat die Robert-Bosch-Stiftung bundesweit rund 1.600 Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 17 Jahren befragt. Das Ergebnis: Jedes fünfte Kind fühlt sich seelisch belastet. „Wir brauchen eine starke, wohnortnahe Kinder- und Jugendpsychiatrie – aber auch Forschung, die sich an der Praxis orientiert“, so Löffler. Beides sei mit Brunners Arbeit verbunden: die enge Verzahnung von Klinikalltag und universitärem Wissen.
Fachärzte von morgen ausgebildet
Unter seiner Leitung wurden neue Behandlungsangebote etabliert – von der Spezialambulanz für Post-COVID-Kinder bis zum Notfallmanagement. Gleichzeitig prägte er die akademische Ausbildung: 11 medizinische Dissertationen, 21 Masterarbeiten, 2 Habilitationen. Seine klinisch-wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in der Diagnostik und Behandlung von nicht-suizidalem selbstverletzendem Verhalten, Borderline-Störungen und dissoziativen Symptomen bei Jugendlichen.
Nachfolge: Gefördert und gewachsen
Ein besonders sichtbares Zeichen für Prof. Brunners Wirken ist auch seine Nachfolgerin: Privatdozentin Dr. Stefanie Kandsperger, die seit vielen Jahren an seiner Seite tätig war – fachlich, klinisch und wissenschaftlich. Brunner hat sie gezielt gefördert, zur Habilitation begleitet und mit klarer Verantwortung ausgestattet. Dass sie nun als Chefärztin die Klinik übernimmt, ist kein Zufall – sondern das Ergebnis einer konsequenten Entwicklung. „Das ist kein Generationenwechsel, der von außen kommt – sondern ein Übergang, der gewachsen ist“, sagte Bezirkstagspräsident Löffler. „Ein Führungswechsel, der auf Vertrauen basiert – und auf Entwicklung.“
Brunner schwärmt daheim von Regensburg
Brunner selbst zeigte sich sichtlich bewegt von der Resonanz und dankte seinem Team für Vertrauen, Loyalität und Offenheit. Und er machte kein Geheimnis daraus, dass Regensburg für ihn mehr geworden ist als ein beruflicher Ort. „Früher habe ich in Regensburg oft von Heidelberg erzählt. Heute ist es umgekehrt – in Heidelberg erzähle ich von Regensburg“, zitierte Dr. Hausner den scheidenden Direktor.
Und auch wenn seine Zeit als Ärztlicher Direktor nun endet – ganz geht Brunner nicht: Er wird den Lehrstuhl weiterhin kommissarisch leiten, bis eine Neuberufung erfolgt. Damit bleibt er der universitären Ausbildung und Forschung in Regensburg verbunden - genauso wie der medbo aber auch der Domstadt selbst.
Prof. Dr. Romuald Brunner wurde in Lübeck geboren und studierte zunächst Psychologie und Philosophie an der Universität Bielefeld, bevor er ein Medizinstudium in Hamburg absolvierte. Nach Stationen in Wien und Göttingen war er über viele Jahre in leitender Funktion an der Universitätsklinik Heidelberg tätig, zuletzt als stellvertretender Ärztlicher Direktor der dortigen Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Parallel dazu war er Leiter der Forschungssektion „Störungen der Persönlichkeitsentwicklung“ und habilitierte sich zum Thema selbstverletzendes Verhalten und Borderline-Störungen im Jugendalter.
2018 wurde er auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universität Regensburg berufen und übernahm zeitgleich die Ärztliche Leitung der KJP-Klinik der medbo Regensburg. In dieser Doppelrolle verantwortete er nicht nur die inhaltliche und personelle Ausrichtung von Forschung und Lehre, sondern prägte auch die klinische Versorgung maßgeblich mit – unter anderem durch den Ausbau ambulanter Strukturen, die Entwicklung neuer Spezialisierungen sowie den Aufbau eines universitären Netzwerks in der Region.
Brunner veröffentlichte über 300 wissenschaftliche Beiträge und betreute zahlreiche Dissertationen, Masterarbeiten und Habilitationen. Seine klinisch-wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in der Diagnostik und Behandlung von nicht-suizidalem selbstverletzendem Verhalten, Borderline-Störungen und dissoziativen Symptomen im Jugendalter. Er bleibt der Universität Regensburg als kommissarischer Lehrstuhlinhaber weiter verbunden.