„Time is Brain.“ Bei einem Schlaganfall sterben ohne Behandlung Millionen Nervenzellen ab. Sprache, Bewegung und Erinnerungen können innerhalb weniger Minuten verloren gehen. „Ob das Leben wie zuvor weitergehen kann, hängt vor allem von einem Faktor ab. Der Zeit“, sagt Prof. Christina Wendl. Diagnose und Behandlung so schnell, zielgerichtet und präzise wie möglich: Seit August setzt die Ärztliche Direktorin des medbo Instituts für Neuroradiologie in Regensburg mit ihrem Team dafür auf eine neue Angiografieanlage.
Landkarte der Gefäße
Eine Angiografie ist eine Art Landkarte der Gefäße. „Für uns ein enorm wichtiges Verfahren, um Durchblutungsstörungen oder Gefäßkrankheiten im Gehirn zu diagnostizieren und auch gleich zu behandeln.“ Und das funktioniert so: Zunächst wird über eine Arterie ein dünner Kunststoffschlauch eingeführt, meist in der Leiste. „Über diesen Katheter spritzen wir ein Kontrastmittel, das die Gefäße sichtbar macht“, erklärt die Neuroradiologin. Währenddessen werden spezielle schnelle Röntgenaufnahmen gemacht, die man sich wie ein Daumenkino vorstellen muss.
Verbesserte Bildqualität für genauere Diagnostik
Das neue Gerät funktioniert ähnlich wie eine 3D-Brille: wie mit zwei Kameras werden die Hirngefäße gleichzeitig aus zwei Perspektiven aufgenommen. Auch kleinste Verstopfungen, Blutgerinnsel oder Gefäßverengungen werden sichtbar. „Dadurch sehen wir Gehirngefäße, die dünner sind als ein Haar“, sagt Wendl. „Mit dieser erweiterten Bildgebung erhalten wir tiefere Einblicke in die Gehirngefäße und können Erkrankungen schneller diagnostizieren und gezielter therapieren.“
„Das neue Verfahren ist obendrein auch schonender. Wir brauchen weniger Kontrastmittel als zuvor, was schließlich auch eine geringere Belastung für die Nieren bedeutet.“ Zudem sinke auch die Strahlenbelastung, da das Gerät mit einer hochsensiblen Bildtechnik arbeitet. Untersuchungen würden dadurch kürzer. Auch die Therapie kann direkt im Anschluss beginnen.
Gerade bei Notfällen wie Schlaganfällen oder Hirnblutungen bedeutet das wertvolle Minuten, die über die künftige Lebensqualität der Patientinnen und Patienten entscheiden kann.
Das zeigt sich beispielsweise bei einem Schlaganfall: „Wenn ein Blutgerinnsel eine Hirnarterie verstopft, können wir über einen winzigen Katheter durch die Leistenarterie bis ins Gehirn an den Ort der Gefäßverstopfung vordringen“, erklärt Wendl. „Dort wird das Gerinnsel entweder mit einem feinen Drahtkäfig entfernt oder mit einer speziellen Technik abgesaugt – und das alles ohne offene Operation.“ Einige blieben während des Eingriffs wach, in Notfallsituationen würden die Patienten aber meist schlafen. „So können wir die Behandlung an die jeweilige Situation anpassen.“
Wissen rettet Leben
Doch Technik allein rettet noch kein Leben – entscheidend ist ein professionelles Team, das sie im richtigen Moment einsetzt. „In der Neuroradiologie der medbo in Regensburg arbeiten wir in einem der größten spezialisierten Teams der Region“, berichtet Prof. Wendl. Gemeinsam mit dem medbo eigenen Neurointensivteam und der Klinik für Neurologie der Universität Regensburg ist diese Art der Notfallversorgung am Bezirksklinikum an sieben Tagen die Woche, rund um die Uhr, bereit. „Gleichermaßen ist gewährleistet, dass Patienten im Anschluss auf der Intensivstation der Neurologie kompetent weiterversorgt werden. Denn die kritische Phase des Schlaganfalls ist nach der Entfernung des Gerinnsels noch nicht vorbei. Vorsichtige medikamentöse Blutverdünnung und engmaschige neurologische Kontrollen sind enorm wichtig“, sagt Prof. Dr. med. Felix Schlachetzki Chefarzt an der medbo Klinik für Neurologie. „Aber je früher die Behandlung beginnt, desto größer ist die Chance, die Lebensqualität unserer Patientinnen und Patienten zu erhalten.“ Deshalb gilt: Bei Verdacht auf Schlaganfall sofort die 112 wählen. Plötzliche Sprachstörungen, ein hängender Mundwinkel, Lähmungen oder Sehstörungen sind Warnsignale, bei denen jede Minute zählt.