Ende und Neuanfang

Parsberger TBC-Klinik schließt und zieht nach Oberfranken um.

Sie war eine ganz besondere Einrichtung: Die Klinik für Lungen- und Bronchialheilkunde am medbo Bezirkskrankenhaus Parsberg behandelte krankheitsuneinsichtige Menschen mit Tuberkulose. Ende Juni schließt die Klinik ihre Pforten und zieht um nach Ebensfeld. Voraussichtlich ab Mai werden in Parsberg keine neuen Patienten mehr aufgenommen.

Sie war Deutschland-weit eine einzigartige Einrichtung. Die TBC-Klinik in Parsberg, wie sie innerhalb der medbo kurz genannt wurde, behandelte ausschließlich Frauen und Männer mit ansteckungsfähiger Tuberkulose. Das Besondere an diesen Menschen ist, dass sie den Ernst der Lage nicht einsehen können. Begleiterkrankungen wie beispielsweise Persönlichkeitsstörungen, Psychosen sowie Alkohol- oder Drogenabhängigkeit verhindern oftmals die notwendige Behandlungseinsicht, wodurch eine Absonderung gemäß Infektionsschutzgesetz erforderlich wird.

TBC: gefährlich und sehr ansteckend

Denn die Tuberkulose kann hochgradig infektiös sein. Sie wird dann meist durch Tröpfcheninfektion verbreitet. Die Therapie setzt vor allem auf einen breit aufgestellten Mix geeigneter Antibiotika und deren Einnahme über einen sehr langen Zeitraum – mindestens ein halbes Jahr. „Compliance“ – also die aktive Mitarbeit der Patient:innen bei der Behandlung – ist unabdingbar. Denn die Tuberkulose-Erreger entwickeln schnell Resistenzen gegen Medikamente. Zu frühe Behandlungsabbrüche sind folglich riskant.

Tuberkulose

Die Tuberkulose ist laut Weltgesundheitsorganisation WHO die häufigste und gleichzeitig tödlichste Infektionserkrankung weltweit: mit circa 10 Millionen jährlichen Neuerkrankungen und etwa 1,5 Millionen Menschen, die direkt an ihr versterben (2015). Hinzu kommen viele durch andere Haupterkrankungen immungeschwächte Patient:innen. Ihre häufigste Form ist die Lungentuberkulose.

Das macht den Pneumologen (Lungenfachärzte) weltweit große Sorgen. Nachdem die Krankheit jahrzehntelang via Impfung und Antibiotika-Gabe ausgerottet schien, steigen die Fallzahlen durch Migration und Tourismus auch in Mitteleuropa wieder. Vor allem die Fälle mit multiresistenten Erregern werden mehr. In Deutschland muss die Erkrankung den Gesundheitsbehörden seit jeher gemeldet und eine Behandlung unter Quarantänebedingungen umgehend eingeleitet werden.

Neue Heimat Kutzenberg

In Bayern ist die Tuberkulosebehandlung aufgrund der Seuchenschutzproblematik Aufgabe des Freistaats. Er hatte in den letzten fast sechs Jahrzehnten den Bezirk Oberpfalz mit der Durchführung betraut, da hier mit dem Auftrag des Maßregelvollzugs schon eine hohe Kompetenz in der Behandlung und Sicherung krankheitsuneinsichtiger Menschen aufgebaut war. Das TBC-Klinikgebäude in Parsberg entspricht nach der langen Nutzungszeit nun nicht mehr modernen Standards, so dass der Freistaat den Betrieb einer speziellen Tuberkulosestation für krankheitsuneinsichtige Menschen an die Lungenfachklinik Kutzenberg am Bezirksklinikum Obermain der GeBO (Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken) übertragen hat. Am 1. Mai nimmt die TBC-Spezialstation dort ihre Arbeit auf. Es ist geplant, ab diesem Datum in Parsberg keine neuen Patient:innen mehr aufzunehmen, Ende Juni soll die Klinik dann schließen.

Staatsminister dankt medboianern

In einem persönlichen Schreiben an Bezirkstagspräsident Franz Löffler würdigte der bayerische Staatsminister für Gesundheit und Pflege, Klaus Holetschek, die Leistung insbesondere der Parsberger Klinikbelegschaft. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hätten sich vorbildlich über 55 Jahre hinweg für den Klinikbetrieb und die fachgerechte Versorgung der Patient:innen eingesetzt. Der Staatsminister bedankte sich für die Bereitschaft, die Betriebsfähigkeit der Fachklinik Parsberg so lange aufrecht zu erhalten, bis der nahtlose Übergang auf die Nachfolgeeinrichtung gewährleistet sei. Die medbo Geschäftsleitung schließt sich dem vollumfänglich an: Die Leistung der Parsberger Kolleginnen und Kollegen verdient größte Anerkennung.

Hinweis: Informationen für Zuweiser:innen und Behörden sind auf der Homepage der medbo TBC-Klinik hinterlegt.