Crashkurs Demenz

Die Diagnose stellt eine der aktuell größten medizinischen aber auch sozioökonomischen Herausforderungen dar: Die Demenz.

Formen der Demenz

Die Mehrheit der Fälle ist durch eine neurodegenerative Erkrankung verursacht. In diese Gruppe gehört in der ersten Reihe die Alzheimer-Krankheit, die häufigste Demenzursache insgesamt. Bei dieser Erkrankung kommt es direkt in der Hirnrinde zu Ablagerungen von spezifischen Eiweiß-Abbauprodukten und zum Untergang der Nervenzellen. Trotzt intensiver Forschung ist die Ursache der Alzheimer Krankheit immer noch nicht genau geklärt. Etwas seltener kommen andere neurodegenerative Demenzen vor – vor allem sind es die Lewy-Körperchen-Demenz und die frontotemporale Demenz.

Es gibt aber auch andere Ursachen, welche zur Entwicklung von einer Demenz führen. So können zum Beispiel größere oder auch wiederholte kleinere Schlaganfälle eine Demenz verursachen. Diese so genannte vaskuläre Demenz ist in der westlichen Welt nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste Demenzursache überhaupt. Auch ein chronischer übermäßiger Konsum von Alkohol oder zum Beispiel einige entzündliche Erkrankungen des Gehirns oder ein Vitaminmangel können eine dementielle Entwicklung hervorrufen. 

Exakte Diagnostik

Erstens müssen die Ursachen ausgeschlossen werden, bei welchen eine erfolgreiche Behandlung zu einer wesentlichen Besserung oder sogar Heilung führen könnte – solche seltenen, aber wichtigen Demenzformen dürfen nicht übersehen werden.

Auch muss eine „Pseudodemenz“ ausgeschlossen werden – also eine andere Erkrankung, welche manchmal den Eindruck einer Demenz erweckt, aber keine Demenz ist. Typisches Beispiel ist vor allem eine schwere Depression bei älteren Menschen.

Ursachensuche

Nach der Sicherung der Diagnose „Demenz“ ist es der nächste Schritt, zwischen den einzelnen Demenzursachen zu unterscheiden. Dies ist unter anderem für die richtige Einstellung der Behandlung wichtig. So dürfen beispielsweise die Patient:innen mit einer Lewy-Körperchen-Demenz wegen des Risikos erheblicher Nebenwirkungen einige der Medikamente nicht erhalten, welche man wiederum bei einer fortgeschrittenen Alzheimer-Krankheit oft erfolgreich zur Besserung der Unruhe und der Wahrnehmungsstörungen einsetzt.

Für die richtige Diagnosestellung und Behandlung sind vor allem eine ordentliche psychiatrische und neuropsychologische, sowie eine körperliche (internistische und neurologische) Untersuchung wichtig. Ebenso kann eine ausführliche Fremdanamnese – Beschreibung des bisherigen Verlaufs (auch mehrere Jahrzehnte zurück) etwa durch Familienangehörigen – außerordentlich hilfreich sein.

Zusätzlich werden im Zentrum für Altersmedizin oder in einer der kooperierenden Kliniken und Zentren des Bezirksklinikums Regensburg (etwa im Institut für Neuroradiologie und in der hauseigenen Labormedizin)  sehr oft weitere spezifische Untersuchungen durchgeführt – etwa eine Computertomographie oder eine Magnetresonanztomographie des Gehirns, eine Lumbalpunktion mit Nervenwasseruntersuchung, sowie eine breite laborchemische Untersuchung des Blutes. Einige sehr spezielle Untersuchungen werden dann bei Bedarf in externen Einrichtungen ergänzt – zum Beispiel eine PET Untersuchung des Gehirns im Institut für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Regensburg.

Therapiemöglichkeiten

Die zunehmende Verschlechterung der kognitiven Funktionen bei einer Demenz kann man heute mit Medikamenten nur relativ wenig beeinflussen. Gleichzeitig werden jedoch in den letzten Jahren viele neue Therapieansätze sehr aktiv erforscht, sodass eine realistische Hoffnung besteht, dass sich die Situation der Demenzbehandlung in den kommenden Jahrzehnten positiv verändern wird können.

Bei einer Demenz treten aber manchmal zusätzlich andere Probleme auf. Verwirrtheitszustände, Schlafstörungen, Halluzinationen und Wahnvorstellungen sowie unruhiges bis aggressives Verhalten sind manchmal Nebenerscheinungen einer Demenz, welche jedoch oft erfolgreich behandelt werden können.

Hierzu ist eine Kombination von medikamentösen Maßnahmen und intensiver pflegerischer und physio-/ergotherapeutischer Betreuung wichtig. Ein hochqualifiziertes interdisziplinäres Team wie auf der Station 23B des Zentrums für Altersmedizin ist somit die Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung der schwer betroffenen Patient:innen, bei welchen ein Aufenthalt auf einer beschützenden Station notwendig ist.

Akutgeriatrische Versorgung

Die älteren Patient:innen leiden oft zusätzlich unter vielen anderen, vor allem auch körperlichen Erkrankungen, die nicht selten für die akute Verschlechterung der Demenzsymptome verantwortlich sind. Die Behandlung von Infekten, Blutdruck- und Blutzuckerentgleisungen und vielen anderen Erkrankungen hat gerade bei den Patienten mit einer Demenz einen großen Einfluss auf den psychischen Zustand und wird in der Regel direkt im Zentrum für Altersmedizin durchgeführt.

Bei komplizierteren Situationen werden die weiteren Fachrichtungen wie Innere Medizin oder Urologie konsultiert. Die Unterstützung durch klinische Pharmakolog:innen mit regelmäßigen klinischen Visiten dient dazu, die medikamentöse Behandlung mit oft vielen Medikamenten auf die möglichen Wechselwirkungen zu prüfen und zu optimieren.

Forschung

Als universitäre Einrichtung beteiligt sich auch das Zentrum für Altersmedizin aktiv an wissenschaftlicher Forschung. Im Zentrum werden z.B. aktuell mehrere Forschungsprojekte realisiert, wo vor allem nichtmedikamentöse Behandlungsmethoden und Schlafqualitätsoptimierung und derer Einfluss auf die Behandlung der Demenzen werden erforscht.

Demenz: Keine Erkrankung, sondern Syndrom

Eine Demenz ist durch eine erworbene, anhaltende kognitive Beeinträchtigung mit Störung des Gedächtnisses und anderer Funktionen (wie etwa abstraktes Denken, Sprache, Urteilsfähigkeit) charakterisiert. "Demenz" wird im allgemeinen Sprachgebrauch aber als Übergriff verwendet. Aber Demenzen sind eigentlich eine typische Gruppe von Symptomen, die durch bestimmte Erkrankungen des Gehirns ausgelöst werden können: allen voran die Alzheimer Erkrankung, aber auch durch vaskuläre, das heißt gefäßbedingte Erkrankungen, um nur zwei Ursachen zu nennen. Im Grunde darf man aber auch nicht über eine Demenz, sondern muss über viele verschiedene Formen der Demenz sprechen. Welche Funktionen des Gehirns im konkreten Fall am meisten betroffen sind und wie der Verlauf der Erkrankung aussieht, hängt vor allem von der jeweiligen Ursache der Demenz ab.

Das Zentrum für Altersmedizin

Im Zentrum für Altersmedizin der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie & Psychotherapie der Universität Regensburg am medbo Bezirksklinikum Regensburg werden ältere Patient:innen mit einer psychiatrischen Grunderkrankung behandelt. Das Zentrum hat drei Stationen plus Betten auf einer Wahlleistungsstation. Während insgesamt alle psychischen und neurologischen Erkrankungen des höheren Alters im Zentrum behandelt werden, hat jede der drei Stationen einen anderen Schwerpunkt.

  • Station 23A bietet vor allem eine große Expertise in der Behandlung von Depressionen im Alter an.
  • Station 23B ist eine beschützende Station. Sie ist insbesondere auf die Behandlung von Patient:innen mit schweren dementiellen Syndromen spezialisiert, die auf offenen Stationen nicht mehr adäquat behandelt und betreut werden können.
  • Auf Station 23C – diese Station ist als Akutgeriatrie anerkannt –  werden insbesondere sehr pflegebedürftige psychiatrisch und neurologisch kranke Patient:innen mit alterstypischer Multimorbidität behandelt.

Bei der Diagnostik und Therapie der Patientin im Zentrum für Altersmedizin ist eine gute Zusammenarbeit mit den Hausärzten und niedergelassenen Fachärzten sowie mit den Familienangehörigen der Patienten sehr wichtig. So ist beispielsweise enorm hilfreich, wenn bei Überweisung der Patient:innen zur stationären Behandlung auch relevante Vorbefunde, Arztbriefe und (falls vorliegend) auch älteren Schädel-CT oder MRT Bilder (auf CD) mitgeschickt werden.

Bildquelle: SIphotography über iStock