We are family

Zum Internationalen Tag der Familie stellt sich eine ganz besondere Familie vor – die des BWF. Seit über 24 Jahren ist das „Betreute Wohnen in Familien“ ein fester Bestandteil des Versorgungsangebotes der Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz (medbo).Zum Internationalen Tag der Familie stellt sich eine ganz besondere Familie vor – die des BWF. Seit über 24 Jahren ist das „Betreute Wohnen in Familien“ ein fester Bestandteil des Versorgungsangebotes der Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz (medbo).

 „Freunde sind die Familie, die du dir selbst aussuchst“, so ein altes Sprichwort. „Genauso verhält es sich mit unseren Familien“, sagt Stephan Schwarzmann. Gemeinsam mit seinem Team vermittelt der Leiter des Betreuten Wohnen in Familien am medbo Bezirksklinikum Regensburg – kurz BWF – Menschen mit Behinderung an Gastfamilien in der Oberpfalz. Aktuell haben 25 Bewohnerinnen und Bewohner ein Zuhause bei einer der 22 Gastfamilien gefunden.

Verantwortung und Geborgenheit zugleich
Das medbo-BWF unterstützt Erwachsene mit einer psychischen Erkrankung oder Intelligenzminderung. Beispielsweise mit Schizophrenie, Depressionen oder frühkindlichen Hirnschädigungen. Seit 2015 ist mit dem neuen Bundesteilhabegesetz das Angebot auch auf Menschen mit allgemeinen Behinderungen erweitert worden. Ziel ist es, diese Menschen wieder in die Gesellschaft zu integrieren. „In unseren Gastfamilien leben sie dann zum Teil bis zu ihrem Lebensende ganz normal mit“, sagt Stephan Schwarzmann. „Oftmals haben unsere Klientinnen und Klienten schlechte Erfahrungen in ihren leiblichen Familien gesammelt. In den Gastfamilien werden sie so akzeptiert, wie sie sind.“ Denn das Verhältnis sei emotional nicht vorbelastet – umso besser können die Emotionen der Klientinnen und Klienten aufgefangen werden. Die Familien geben Geborgenheit, Halt und Stabilität.

Match made by BWF
„Wir sind ein kleines, aber unglaublich effektives Team. Unser Fokus ist klar die Beziehungsarbeit nach modernsten, psychiatrischen Standards. Dementsprechend nehmen wir die Verantwortung für die Familien und die dazu passenden Klienten sehr ernst“, erklärt Schwarzmann. Sein vier-köpfiges Team prüft sorgfältig im Vier-Augen-Prinzip und wählt dann gemeinsam eine passende Konstellation aus. Durch Probewohnen, regelmäßige Tandem-Besuche und viel Beziehungsarbeit werde die Aufnahme des neuen Familienmitgliedes eng begleitet. Auch Finanzen und Formalitäten werden im Vorfeld geregelt. Alle Klientinnen und Klienten bringen zudem ein gewisses Maß an Stabilität mit. Durch die engmaschige Begleitung reduziert sich nicht nur die Zahl der Krankenhausaufenthalte, sondern auch die Zahl der Krisenfälle. „Nichtsdestotrotz gibt es Krisen, wie in vielen anderen Familien vermutlich auch. Dafür treffen wir aber gezielte Vorkehrungen und sind in akuten Fällen natürlich auch selbst vor Ort präsent.“

Ein starkes Team
Zum Fachteam gehören Gertraud Schacherbauer-Böhm, Rainer Freunek, Frank Gründig und Susanne Freunek. Sie betont: „Wir brauchen vor allem Mut, um neue Dinge auszuprobieren. Dazu sind enge Absprachen im Team notwendig. Teamarbeit hat einen sehr hohen Stellenwert in unserer Arbeit. Man muss sich auf die anderen unbedingt verlassen können.“

Neben fachlicher Kompetenz und Erfahrung zeichnen sich die Kollegen vor allem durch ihre Leidenschaft für ihre Aufgabe aus. Mit einer außerordentlichen Portion Empathie bauen sie eine stabile, vertrauensvolle Beziehung auf. „Obendrein ist Flexibilität für uns das A und O. Mal sind wir Pädagogen, mal Möbelpacker, mal Mediatoren“, so Freunek. Besonders wichtig sei es ihnen nun, das Angebot bekannter zu machen, obendrein weiter auszubauen und dabei einen hohen Qualitätsstandard zu sichern.

Familie gesucht
Das BWF-Team sucht daher stets neue Familien, Paare, Lebensgemeinschaften und Alleinstehende mit und ohne Kinder und ausreichendem Wohnraum, die als Gastfamilie Menschen mit Behinderung bei sich aufnehmen möchten. Die Gäste nehmen dadurch wieder am ganz normalen Leben teil, bekommen Halt, Stabilität und werden in die Gesellschaft integriert. Der Einsatz als Gastfamilie wird mit einem steuerfreien Entgelt für Wohnraum, Verpflegung und Betreuung in Höhe von ca. 850 Euro bis zu 1.100 Euro pro Monat vergütet.


Weitere Informationen unter www.medbo.de/bwf

Familie mit Tradition

Das Betreute Wohnen in Familien hat seinen Ursprung im Geeler Modell. Es geht zurück auf einen Mythos rund um die irische Prinzessin Dymphna. Sie erlitt ein tragisches Ende, denn ihr psychisch kranker Vater soll sie in einem Wald bei Geel – einer kleinen Stadt im Norden Belgiens – getötet haben. Seit 700 Jahren pilgern nun psychisch kranke Menschen nach Geel, weil sich dort eine Reliquie der heiligen Dymphna befand, der man heilende Kräfte nachsagte. Nach und nach gewöhnten sich die Einwohner Geels an ihre Anwesenheit und integrierten sie in ihre Familien. Daraus ergaben sich bleibende neue Lebensgemeinschaften.